Rückblick auf die FUTURE-Konferenz 2017

„Wir haben Zukunft“: Wie aus Passagieren Piloten werden

Optimismus in Zeiten des Umbruchs – Systeme prüfen – Kultur für Veränderungen schaffen

am 6. und 7. April 2017 in Chieming/Bayern

„Zukunft entsteht jetzt.“ Gleich zu Beginn der FUTURE-Konferenz richtete FUTURE-Gründer Wolfgang Stabentheiner einen Appell an die mehr als 100 Teilnehmerinnen: die eigene und die gemeinsame Zukunft aktiv zu gestalten. In ihren Referaten skizzierten Zukunftsforscher Matthias Horx, Wirtschaftsforscher Stephan Schulmeister, Pater Anselm Grün und Digitalisierungsexperte Ralph Hübner Rahmenbedingungen für eine positive Zukunft – mit erstaunlichen Übereinstimmungen.

„Zukunftskompetenz für Führungskräfte in Zeiten des Umbruchs“ versprach die Einladung zur FUTURE-Konferenz am 6. und 7. April 2017 auf Gut Ising am Chiemsee. Denn derzeit sind die Umbrüche unübersehbar: Der Nationalismus erlebt in Europa und den USA eine erstaunliche Renaissance. Die Industrienationen taumeln von einer Wirtschafts- und Währungskrise in die nächste. In der Gesellschaft zeigen sich tiefe Gräben.

Wolfgang Stabentheiner: Zukunft mitgestalten
Auf viele Rahmenbedingungen haben wir als Einzelne naturgemäß keinen Einfluss, räumte FUTURE-Gründer Wolfgang Stabentheiner gleich zu Beginn der Konferenz ein. „Es ist nicht so, dass wir die alleinigen Gestalter von Zukunft sind. Aber wir sind Mitgestalter. Es kommt auf uns an. Zukunft entsteht jetzt.“ Die Menschen hätten sich selbst zu „Sklaven der Systeme“ gemacht, formulierte Stabentheiner. Sie seien Sklaven der Moral, Sklaven der Wirtschaft geworden. „Wir stehen vor der Herausforderung, dass wir uns unseres Menschseins besinnen.“

Ralph Hübner: Kultur für Veränderung
Genau hier setzt Digitalisierungsexperte Ralph Hübner an. Nietzsche habe gefordert, „mit dem Hammer zu philosophieren“, um zu prüfen, ob etwas schon „innen hohl ist“ oder noch tragfähig. „Dasselbe müssen wir heute mit unseren Systemen machen.“ Jedes Unternehmen, jede Führungskraft müsse sich mit den neuen Technologien intensiv auseinandersetzen. Jeder müsse sich entscheiden: Will ich Passagier sein oder Pilot? Den Schlüssel sieht der Münchner Strategieberater bei den Menschen: „In einer Unternehmenskultur für Veränderung müssen wir lernen hinzufallen und Regeln zu brechen.“ An die Stelle hierarchischer Strukturen treten agile Organisationsmodelle, bei denen alle Menschen Verantwortung für das Ganze übernehmen, lautet eine seiner Thesen für die Unternehmen der Zukunft. Er ist überzeugt: „Kultur und Ethik werden core.“

Anselm Grün: Führung heißt dienen
Doch wie schaffen Führungskräfte eine solche Unternehmenskultur? „Führen heißt dienen“, ist Benediktinerpater Anselm Grün überzeugt. Viele Führungskräfte würden Mitarbeiter unbewusst klein machen. „Doch von klein gemachten Mitarbeitern kann ich keine große Leistung erwarten. Wir führen dann gut, wenn die Mitarbeiter aufrechter nach Hause gehen.“ Führungskräfte müssten mit sich selbst in Einklang kommen, inneren Frieden finden, „ihre Verletzungen in Perlen verwandeln“. Dann könnten Sie den Mitarbeitern Orientierung geben und Vertrauen. Nur so lasse sich ein Klima von Innovation schaffen.

Stephan Schulmeister: Wirtschaft im Umbruch
Systeme gründlich („mit dem Hammer“) zu prüfen – das macht auch Wirtschaftsforscher Stephan Schulmeister. Er sieht das derzeitige, neoliberale Wirtschaftssystem in der Krise: „Wir gehen immer tiefer in eine Sackgasse, in der keine systemischen Lösungen mehr möglich sind. Heraus führt nur die Systemänderung.“ Schulmeister unterscheidet zwischen Realkapitalismus und dem heute herrschenden Finanzkapitalismus, der die Menschen entmündige. Das Gewinnstreben müsse sich wieder auf die Realwirtschaft verlagern, wo reale Werte geschaffen werden: „Wir müssen das gemeinsame Interesse von Realkapital und Arbeit wieder begreifen.“

Matthias Horx: Anleitung zum Optimismus
Einen optimistischen Schlusspunkt setzte der Zukunftsforscher Matthias Horx. Wir seien es gewohnt, überall Probleme zu sehen. „Awfulizing“ nennt Horx dieses Prinzip – negative Schlagzeilen in den Medien zeugen täglich davon. „Mediale Achtsamkeit“ sei deshalb eine kostbare Kultureigenschaft: „Entwickeln Sie ihr eigenes Bild der Welt!“ Horx sieht insgesamt eine positive Entwicklung, auch wenn diese in einem rekursiven Modell erfolgt. Jeder Trend produziert einen Gegentrend. Entwicklung geschieht in Polaritäten, die es zu integrieren gilt. „Die Geschichte gerät ins Taumeln, wenn es eine Verabsolutierung gibt.“

Die eigentlichen Protagonisten
Die Redner, aus unterschiedlichen Wissensgebieten herkommend, erfüllten ihre Rolle als Impulsgeber brillant. Brillant auch die interaktiven Vorführungen des Illusionisten Philipp Oberlohr, der das Publikum zu ungläubigem Staunen und herzhaftem Lachen anregte. Die eigentlichen Protagonisten jedoch waren die TeilnehmerInnen, die sich in Podiumsgesprächen und Kleingruppenarbeiten auf überaus kompetente Weise einbrachten.

Einen berührenden Höhepunkt der  Veranstaltung bildeten die sensiblen Beiträge einiger junger Erwachsener, die sich als Vertreter jener Generation zu Wort meldeten, welche in einigen Jahren die Geschicke der Welt lenken werden. So auch anlässlich des abschließenden Programmpunktes, in welchem nochmals deutlich wurde, dass wir an der Schwelle zu einer großartigen Zukunft stehen. Sie zu überschreiten, liegt an uns.